Gerade die Automobilindustrie steht aktuell vor großen Veränderungen. Daher ist es kein Wunder, dass auch das hessische Kraftfahrzeuggewerbe bei der jährlichen Mitgliederversammlung am 25. April 2025 in Darmstadt ein durchwachsenes Fazit des vergangenen Jahres zog. So stieg der Gesamtumsatz zwar auf einen absoluten Rekordstand mit 29,8 Milliarden Euro, die Umsatzrendite erzielte jedoch mit nur 1,6 Prozent (Vorjahr: 2,3 Prozent) einen deutlichen Dämpfer. Dennoch: Stabilität zahlt sich aus, und so wurden Verbandspräsident Michael Kraft und Landesinnungsmeister Thorsten Krämer in ihren Ämtern bestätigt.

Auch mehrere der Vorstandsmitglieder, darunter Lothar Ahlers (Witzenhausen), Ralf Funke (Kirchhain), Gerald Weil (Friedrichsdorf), Andreas Rietschle (Felsberg), Cyril von Recum (Frankfurt), Harms Böttger (Wolfhagen) und Sebastian Volp (Mücke), werden ihre Ämter weiterführen. Kraft sprach in seiner Eröffnungsrede von den zahlreichen Herausforderungen, mit denen das Automobilgewerbe zu kämpfen hat. Die instabile politische Lage und insbesondere der Umstieg auf die Elektromobilität hätten das Kaufverhalten der Kunden stark beeinflusst.

Koalitionsvertrag geht Autohändlern nicht weit genug

Eine große Trendwende erkennt der Verbandspräsident jedoch nicht. Zwar enthielte der neue Koalitionsvertrag von CDU und SPD einige positive Ansätze, er gehe ihm jedoch nicht weit genug. Bürokratieabbau und Sonderabschreibungen seien zwar zu begrüßen, dennoch würden „wesentliche Aufgaben“ in die Zukunft verschoben. Eine Kaufprämie für Elektrofahrzeuge werde wohl nicht kommen, obwohl dies einige Vertreter immer wieder fordern. Gerade bei den Elektrofahrzeugen wurde 2024 ein massiver Einbruch verzeichnet: Fast 40 Prozent weniger (39,9 Prozent) als im Vorjahr wurden verkauft. Einzig die Nachfrage nach gebrauchten E-Autos stieg stark an, allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau. Generell scheint der Gebrauchtwagenmarkt ein Lichtblick zu sein, hier ging es in Hessen um 6,5 Prozent nach oben.

Hessen hinkt bei der Elektromobilität hinterher, fasste Kraft bereits im März zusammen. Mehr Lademöglichkeiten, niedrigere Strompreise und mehr Vertrauen seien mögliche Lösungen für die neue Technologie – und auch für die Absätze des Autogewerbes. Insgesamt gebe es 12.227 Ladepunkte in Hessen, deutlich zu wenig.

2025 wird in vielerlei Hinsicht ein spannendes Jahr. Kraft erwartet ein weiteres Wachstum des Servicegeschäfts, welches auch im vergangenen Jahr einen deutlichen Sprung nach oben machte. Es bleibt abzuwarten, wie sich auch die CO2-Grenzwerte für Flotten auswirken werden. Geht man den Vorgaben nach, müssten in Hessen jedes Jahr 70.000 Elektrofahrzeuge zugelassen werden, also fast doppelt so viele wie noch 2024. Wie das ohne eine direkte Förderung umsetzbar ist, ist schwer vorzustellen. Daher begrüßt der Verband auch eine Verschiebung um drei Jahre. Die Stimmung auf der Versammlung des hessischen Kfz-Gewerbes war trotzdem gut. Die Fachreferenten lieferten interessante Denkanregungen, bei denen es etwa um die Diagnose von Hochvoltbatterien oder den Einsatz von Exoskeletten in Werkstätten ging. Die nächste Versammlung findet im Oktober in Biedenkopf statt.